Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, dann habe ich ca. 15 Minuten am Hauptbahnhof, um vom einen Bus in den anderen zu steigen. Die Zeit habe ich bislang immer gerne genutzt, um mich gemütlich in den McDonalds zu setzen und bei einem Cheeseburger und einer kleinen Cola (ohne Eis!) auf meinem Handy zu surfen und die Neuigkeiten der Nacht zu lesen.
Ja ich weiß „Cheeseburger morgens sind eklig, sowas könnte ich nicht so früh essen“. Da muss ich entgegnen, dass ich diesen ekligen Süßkram, dieses Marmeladenzeugs, morgens nicht runterbekomme. Eigentlich bekomme ich es nie runter, denn ich esse wenig bis gar kein Süßes, man mags kaum glauben. Nicht aus Diätgründen, ich mochte es einfach noch nie. Selbst als kleines Kind konnte man mich mit Lutschern und Bonbons jagen. Bah, ekliges Zeug! Klebt überall rum, den Geschmack hat man Stunden später noch im Mund. Und was ist auf so einem Cheeseburger drauf? Neben dem Brötchen eine Gurkenscheibe, Käse und ein Fleischpaddy. Vom Prinzip her nichts anderes, als man z.B. bei einem Frühstück im Hotel auch bekommen kann, es ist also nichts unnormales. Und wenn ich morgens in den Mäckes komme, dann sind da auch immer ordentlich Leute, die genauso denken wie ich. Die Warmdurchreiche (oder wie auch immer man das Ding nennt) ist gefüllt mit massig Hambugern, Cheeseburgern, BigMäcs und was das Herz sonst noch so begehrt. Oder besser gesagt „war gefüllt“…
Jemand mit ein bisschen Erfahrung in der Gastronomie weiß, dass man einen solchen Warenbestand nicht jeden Tag neu vorbereitet, wenn er nicht verkauft würde. Man kann das auch ziemlich genau einschätzen, was an Masse weg geht, vor allem wenn man viel Umschlag hat. Und das hat ein Mäckes am Hauptbahnhof mit Sicherheit. Öfters bin ich morgens rein gekommen, und es waren einige vor mir. Das tolle an dem Konzept solcher Fast-Food-Ketten ist, wer hätte es gedacht: Dass es wirklich „fast“ geht. Das wird durch viele Dinge erzeugt. Zum Einen wären da sehr praktische und funktonielle Geräte, welche stark vereinfachte und standartisierte Arbeitsabläufe erlauben. Zum Anderen, und das darf man nicht unterschätzen: McDonalds ist überall auf der Welt gleich. Okay, es gibt örtliche Nuancen, denn die Brötchen werden natürlich nicht aus einer Zentralfabrik in alle Welt verschickt, sondern von nahen Bäckereien nach gewissen Standards produziert. Aber, auch wenn ich noch nie in New York war: Wenn ich dort einen BigMac bestelle, dann weiß ich ganz genau, was ich bekomme. Das ist ein starkes Stück Marketing, welches den Leuten eigentlich kaum bewusst ist! Es gibt sehr viele Prominente, die in fremden Städten nicht irgendein Gourmet-70-Sterne-Restaurant aufsuchen, sondern zum McDonalds gehen (oder anderen weltweiten Fast-Food-Ketten, um die es aber hier nicht geht), denn da holen sie sich nicht die Katze im Sack. Aufgrund dessen hat man aber eine relativ kleine Produktpalette, die aber überall gleich und standartisiert ist, an die sich die Leute in Jahrzehnten (!) gewöhnt haben.
Nun komme ich dieser Tage morgens wieder rein, ganz schöner Andrang, denke ich mir. Ich komme aber relativ schnell dran, schneller als ich gedacht habe. Bestelle meinen Cheeseburger und die kleine Cola (ohne Eis). „Nur Frühstück bis 10:30“ sagt mir die sichtlich völlig entnervte Bedienung hinter dem Tresen. Äh, bitte was? Mein erschreckter Blick ging auf die Warmdurchreiche: Leer! „Die Cola kann ich Ihnen geben.“ Eine Cola im leeren Magen ist auch meinem Atommeiler im Bauch, der eigentlich einiges verträgt, zu viel. Jetzt war mir auch klar, warum ich so schnell dran kam! Was ich noch halb schlaftrunken nur unterbewusst mitbekommen habe: Die Leute vor mir sind alle wieder rausgegangen! Ich natürlich auch auf den Schreck. Sowas kann man mit mir doch nicht machen, wo mein Wachheitsgrad noch nicht den Status „zurechnungsfähig“ erreicht hat!
Völlig schockiert bin ich zum Yorma’s und habe dort ein Frikadellenbrötchen geholt, denn Hunger hatte ich ja. Und ich soll schließlich morgens was essen, eigentlich möglichst viel, also im Gegensatz zu abends, aber das scheitert an meinem Schlafdrang bislang.
Ich komme abends nach Hause und suche gleich mal nach diesem Geniestreich im Netz der Netze. Und tatsächlich finde ich einiges, hier einen Artikel aus dem September letzten Jahres:
Kaffee, Frühstücks Wrap, McToast und Sweet Croissant: Die McDonald’s Restaurants in Norddeutschland haben das neue Frühstück bereits eingeführt. Im ersten Halbjahr 2009 wird sukzessive in ganz Deutschland komplett auf das neue Angebot umgestellt.
Künftig gibt es wochentags bis 10.30 Uhr und an Sonn- und Feiertagen bis 11.30 Uhr anstelle der gängigen Produkte wie Big Mac und Cheeseburger eine spezielle Auswahl für das Frühstück.
Quelle: Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung
Also wirklich, da hat doch wer den Schlag nicht gehört! Und die nächsten Morgen sollten es bestätigen.
Dabei ist das Frühstücksangebot durchaus merkwürdig. Ein normales deutsches Frühstück hat Brötchen und Marmelade. Ein bisschen Käse, Wurst und Ei optional. Aber was war das? Irgendwie nur 1-2 Produkte mit Marmelade und solchem Zeugs, was den hiesigen Namen „Frühstück“ rechtfertigen würde. Ansonsten sehr amerikanisch Bacon & Eggs, Croissants mit Schinken und Käse, Fleischpaddies auf irgendwelchen merkwürdigen Brötchen mit merkwürdig geformtem Ei. Also… bis auf das Ei gibts das auchin Burgerform irgendwie. Was ist daran jetzt so toll neu, dass man damit die Welt verbessern könnte, indem man seine Kunden dazu zwingt? Außer, dass es natürlich nicht den gewohnten Geschmack hat, den man eigentlich im Mäckes haben will, wegen dem man da überhaupt hingeht. Es gab ja vorher auch schon diese bzw. eine ähnliche Form von Frühstück bei McDonalds, aber man wurde wenigstens nicht dazu gezwungen…
Ich bin gleich am nächsten Tag nochmal in den Mäckes, aber nicht für meinen leider nun abgeschriebenen Cheeseburger, sondern weil es mich interessiert, ob diese Schnapsidee aufgeht. Das tat sie natürlich nicht. Enttäuschte Kunden gehen mit knurrendem Magen ohne etwas zu kaufen wieder raus, die Bedienung ist genervt und würde sich wahrscheinlich lieber ein Schild über den Kopf hängen „Nein, wir haben nicht unser normales Angebot im Moment“. Nach wenigen Tagen war der Mäckes dann morgens leer, es hat sich wohl herumgesprochen, bzw. das Stammpublikum von morgens, was gerne auf der Durchreise gerade am Bahnhof mal eben einen Burger mitnimmt, scheint sich auf die anderen Angebote in der direkten Nachbarschaft des Bahnhofs zu verteilen. So wie ich. Ich habe mich zwar noch nicht ganz entschieden, welches magenfüllende Etwas in meinem Morgenritual den Cheeseburger ersetzen soll, aber heiß im Rennen sind Ditsch’s Debrecziner.
Ich dachte mir aber, warum sollte ichs nicht mal ausprobieren, wenn der Laden ja sowieso leer ist. Man bemerke: Wir sind immer noch am Hauptbahnhof, und es ist morgens logischerweise der Umschlagplatz für Pendler, es ist also nicht wirklich wenig Publikum da. Was nehme ich denn jetzt? Paddy mit Käse. McMuffin, okay, soweit sind wir schon. Mit Ei, okay. Ei schmeckt mir ja auch ganz gut.
„Ein McMuffin Sossätsch bitte und eine kleine Cola (ohne Eis)“ oder wie auch immer man das ausspricht. „Dauert.“ Öh… das war jetzt irgendwie die falsche Antwort. Morgens am Bahnhof, gehe ich wenn ich ein paar Minuten Zeit habe in eine Fast-Food-Kette, um schnell (!) einen Happen zu essen, und bekomme bei leerem Laden die Antwort „dauert“. Das muss man sich mal Revue passieren lassen. „Mein Bus kommt aber gleich, haben sie nicht was schnelles?“ „Dauert alles. Die Cola kann ich Ihnen machen“ Wer hätte es gedacht, die Cola. Gut. Hallo Yorma’s, die Brötchenfrikadelle war doch lecker letztens!
Es kann natürlich mehrere Gründe dafür geben. Entweder sind die Arbeitsabläufe für dieses Essen schlecht und langwierig im Gegensatz zum normalen Standardprogramm. Oder das Personal war noch nicht eingespielt, was ich aber nicht glaube, da es ja schon ein paar Tage das Zeugs gibt. Oder man bereitet nicht vor sondern macht alles frisch. Das ist ja grundsätzlich nichts schlechtes, hört sich toll an, und jeder wünscht sich das, nur ist es völlig unpraktikabel in solcher Gastronomie. Selbst in erlesenen Restaurants wird sehr viel vorbereitet, denn wer sich mal vor Augen hält: Warum steht Mama den halben Morgen in der Küche für das Mittagessen, aber in einem Restaurant dauert das Essen i.A. 15-30 Minuten? Genau. Das frisch Machen kann zwei Intentionen haben: Man will es explizit frisch machen, dann sollte man damit werben. Oder man bereitet wenig vor mangels Nachfrage. Das wäre genauso schlecht wie die anderen Gründe. Mir bleibt also weiterhin die Intention völlig verschlossen, die Kunden zu ihrem Frühstücksglück zu zwingen.
Schade, dass unser Bahnhof zu klein ist, und es keinen Burger King gibt. Die würden sich drüber freuen. Aber es gibt ja einige Bahnhöfe, wo beide Ketten vertreten sind. Mich würde wirklich interessieren, ob da eine spürbare Fluktuation zum klassischen Fast Food wahrnehmbar ist.
Natürlich kann es sein, dass sich die Arbeitsabläufe noch einspielen, und dass das Angebot auch angenommen wird, trotz des Wegfalls des eigentlichen Hauptangebotes. Aber so zwanghaft Kunden seinen Willen aufzuzwängen und gegen den eigenen Strom zu schwimmen, das ist schon wert, es zum ersten Vertreter meiner Geisterfahrer zu machen.
Quelle und Urheber der Bilder: McDonalds.
Ich sag mal so: Seitdem das so ist, schafft man es in der „großen“ Pause an meiner Berufsschule kaum pünktlich zurück zum Unterricht, wenn man sich bei Burger King was holt. Und im Mäckes nebenan ist gähnende Leere …