
Finally… nein, keine Angst (oder gerade doch Angst?): Meine Artikelreihe zu Second Life ist noch nicht mit diesem hier zu Ende. Ich habe da noch Stoff. Aber… finally… der Schweinkramteil!
Ich möchte dabei zuerst mit der Erinnerung an meinen Vergleich zwischen Zucchini- und Rosenkohlliebhabern beginnen. Gerade in diesem Teil hier ist es extrem wichtig. Wer es noch nicht gelesen hat, dem lege ich wärmstens ans Herz, den Anfang des Teil 2 meiner Second Life Reihe zu lesen.
„Baaaah, Wall of Text!“ tschja, dann bist Du wohl ein neuer Leser auf meinem Blog, der mich noch nicht kennt. Herzlich willkommen! Ansonsten: WoT sind mein Markenzeichen. And proud of it. Go find blog fastfood somewhere else. Oder klick auf weiterlesen.
So, nach dem Umbruch und einem Absatz nach dem Link, also ausreichend große Hürde dazwischen, hier die Kurzzusammenfassung nochmal (damit es auch wirklich *jeder* im Kopf hat): Es gibt Dinge, lieber Leser, die Dir nicht zusagen. Die Dir nicht gefallen, mit denen Du nichts anfangen kannst, die Du für Dich persönlich vielleicht sogar abstoßend findest. Das geht mir selbstverständlich genauso, davon nehme ich mich nicht aus. Die Wahrscheinlichkeit, heute hier in diesem Artikel etwas davon anzutreffen, ist durchaus groß, auch wenn ich mich um eine möglichst neutrale und jugendfreie Darstellung bemühe. Ich möchte um alles in der Welt nicht ausschließen, dass Du eventuell sogar jemand bist, für den das Gegenteil zutrifft, dann ist dieser erhobene Zeigefinger natürlich nicht für Dich und Du kannst den Absatz überspringen. Ich möchte nur vorbauen, nicht dass nachher jemand weint. Kurzum: Es gibt einige (und offensichtlich nicht wenige) Leute, denen das gefällt, was ich heute beschreibe. Sie stören oder belästigen keinen damit und haben Freude daran. Es gibt also keinen Grund, etwas anderes zu tun, als denjenigen aufrichtig viel Spaß dabei zu wünschen. Punkt.
Wer anderer Meinung ist, der hat jetzt die Gelegenheit, sich von meinem Blog zu verpissen und braucht nicht wieder zu kommen.
Moralpredigt Ende. And now for something completely different.
Grundsätzlich ist Second Life ab 18 Jahren. Ein Umstand, den ich mir bei vielen anderen virtuellen online Welten oft wünschen würde. Auch an manchen Tagen in Freizeitparks, aber das ist ein anderes Thema und soll ein andermal diskutiert werden. Nichtsdestotrotz sind auch Minderjährige natürlich Kunden, die Geld in die Kasse bringen, also hat man sie nicht ganz kategorisch ausgeschlossen.
Altersfreigabe und Jugendschutz ist in Second Life eine Sache, die sich in der Vergangenheit oft gewechselt hat. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit gab es zum Beispiel neben dem eigentlichen Main Grid, also der „normalen“ Welt von Second Life, ein Teen Grid. Darauf durften nur Minderjährige. Und sie durften auch nur dahin. Das Problem ist offensichtlich: Die Eltern beschweren sich, warum sie nicht mit ihren Sprösslingen zusammen das Grid erleben können. Als ich über dieses Konstrukt das erste Mal gelesen habe, war ich mir nicht sicher, ob ich lachen, weinen, oder eher sogar erstaunt sein sollte, dass so eine dämliche Idee so lange durchgeführt wurde. Auf jeden Fall gab es zu dieser Zeit auf dem Main Grid nur 2 Rating-Bereiche: „PG“ – parental guidance und „M“ – mature, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich denke, was das im einzelnen heißt, brauche ich nicht zu erklären. Wie genau das aussah, was wo erlaubt war und gemacht wurde, kann ich natürlich nicht sagen, und daher beschränke ich mich im folgenden auf den Ist-Zustand.
Das Teen Grid wurde mit dem Main Grid zusammengelegt, alles andere wäre natürlich auch hochgradig albern gewesen. Auf diese Art und Weise erhalten Jugendliche ab 13 Zugang zum Grid, haben aber nur Zugang zum absolut jugendfreien Teil. Es gibt derzeit 3 Rating-Bereiche: „G“ – General (und nur hier dürfen Minderjährige hin), „M“ – Moderate, „A“ – Adult. Ein Landbesitzer kann die Einstellungen für sein Land entsprechend ändern. Landpächter können das in den seltensten Fällen, aber das führt jetzt hier zu weit weg vom Thema.
Zugang erhält man entsprechend seinen Accounteinstellungen. Dabei muss man sagen, dass man natürlich als Geburtsdatum alles mögliche beim Anmelden angeben kann, und ebenso ist die Altersfreigabe für den Adult-Teil ein Witz, nämlich ein läppisches Häkchen unter einem „Ja, ich bin volljährig“-Text. Das war wohl früher auch mal anders, die üblichen Überprüfungsmöglichkeiten wie Kreditkarte und ähnliches, aber derzeit ist es einfach nur, wie soll ich sagen… ein wenig lächerlich.
Im Gegensatz zur Verifizierung des tatsächlichen Alters des Benutzers wird auf dem Grid hart durchgegriffen bezüglich der Einhaltung der Ratings. Natürlich nicht verwunderlich: Nach amerikanischen Maßstäben. Linden Labs ist zwar darum bemüht, so global wie möglich zu sein, und den Versuch kann man durchaus (an)erkennen, aber letztendlich ist es schon offensichtlich, wenn man sieht, dass Waffen nirgendwo jemanden jucken, dafür aber selbst genitallose Nacktheit ein Problem sein kann.
Das Rating „G“ wie „general“ ist natürlich klar. Hier dürfen die 13-18-jährigen hinein, und nur hier findet man sie. Hier hat alles supi zu sein, nichts auch nur im geringsten anstößiges sollte hier vorkommen. Aber bei den anderen beiden „M“ und „A“ ist das durchaus sehr lustig. In „A“ ist natürlich alles erlaubt, was nicht gesetztlich verboten ist. Also Schweinkram mit Kindern und Tieren ist auch hier nicht erlaubt. Wobei Tiere auch wieder so ein zweischneidiges Schwert ist, wenn es um anthropomorphe, sprich „Furry“-Avatare geht, aber dazu später mehr. Die Kernaussage im hauseigenen Wiki hierzu: „General regions are areas where you should feel free to say and do things that you would be comfortable saying and doing in front of your grandmother or a grade school class.“
Ich möchte hier jetzt einfach mal einen Abschnitt aus dem FAQ zu „A vs. M“ zitieren:
Is simple nudity without sex Adult?
Depending on context, nudity may not require an Adult rating. For example all of the following could be rated Moderate:
- A nude beach without sexual activity.
- Skin vendors showing a nude skin to display the product.
- Nude art that is not sexual.
- Strip clubs that do not use adult words in search or host sex furniture.Depending on the context, exposed genitalia may not be considered Adult. For example:
- Hanging out at a nude beach would be fine.
- Walking around pants-less on the mainland could be inappropriate.
- Non-sexualized depictions of nudity are Moderate NOT Adult.
Quelle: Linden Lab Official:Adult Content FAQ
Das hat dann zum Beispiel den Effekt, dass ich mein 3-Men-Sexbed (Ihr erinnert Euch?) auf meinem „M“-Land problemlos aufstellen darf. Aber wehe ich laufe ohne Hosen durch das Mainland… Das Mainland ist nebenbei gesagt Land, was direkt von Linden Labs verwaltet wird. Es ist quasi der Hauptkontinent. Aber Landbesitz und wer was wo wie wann, was ist ein Pächter, was ist ein Mieter, private Island-Sims und und und ist wahrscheinlich Stoff für mehr als einen Artikel, und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass der hierhin in mein Blog gehört, da es doch eher etwas für fortgeschrittene Gridbewohner ist.
Es wird hier also ganz klar typisch amerikanisch zwischen (ich sag mal) erotischen und sexuellen Tätigkeiten unterschieden. Euch ist da bestimmt noch ein gewisser amerikanischer Präsident im Ohr: „I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky. “ wozu in Amiland „Ja stimmt, sie hat ihm nur einen geblasen. Dann ist ja alles in Ordnung.“ herauskam.
Das soll uns jetzt aber alles nicht stören, jetzt gehts ab in den „A“-Bereich. Und da das hier natürlich ein öffentliches Blog ist, wird es nicht allzu detailliert dort hineingehen, das dürfte Euch aber klar sein.
Es gibt alle möglichen Berufe in Second Life, das hatte ich ja schon erwähnt. Fast alles, was Ihr so aus dem normalen Leben kennt, kann man dort auch tatsächlich in Währung umwandeln. Aber einen Beruf gibt es de facto nicht: Das älteste Gewerbe der Welt. Natürlich gibt es mal ein Gebäude, was auch wie ein Bordell thematisiert ist, und mit Sicherheit gibt es auch Leute, die ihre Körp… äh… Avatare für Geld verkaufen. Aber das dürfte eher den Wunsch nach einem bestimmten Rollenspiel befriedigen, als dass das weit verbreitet wäre. Ganz getreu dem, dass meine Frage „Und gibts das auch?“ immer noch nicht ein einziges Mal mit „nein“ beantwortet wurde. Etwas anders sieht es da mit Escort-Services aus, die es durchaus gibt, das geht aber weit über einfaches Poppen für Geld hinaus.
Und das ganze liest sich auch sehr einleuchtend in Tutorial-Gegenden für Neulinge (ja, natürlich gibt es da auch Einführungskurse, wobei mir dabei gerade auffällt, dass „Einführungskurse“ an dieser Stelle sehr passend platziert ist): Wer will, der bekommt, und es wollen viele. Und noch viel wichtiger: Keine Scheu, die anderen sind aus dem gleichen Grund wie Du an diesem Ort. Und auf diese Art und Weise sind Adult-Regionen, eigentlich erschreckend normal und streckenweise sogar völlig unspannend. Wer also glaubt, da geht der unanständige Punk ab, der wird größtenteils enttäuscht.
Sex in Second Life ist erstmal nichts anderes, als zwei synchronisierte Animationen zweier Avatare. Ich muss zugeben, dass ich das völlig unspannend finde. Nach der Aussage von Lars zu meinem 3-Men-Sexbed, dass es ja letztendlich nichts anderes als ein interaktiver Porno ist, war mir auch klar, wieso. Mit Pornos kann ich persönlich nichts anfangen. Mag sein, dass 10 Jahre Videothek arbeiten einfach abstumpfen. Aber letztendlich war es vorher auch nicht anders: Wenn ich an die Bundeswehrzeit denke, Kiste Bier im Mannschaftsraum und ein paar Pornos dazu: Die absolute Zwerchfellattacke. Das hatte damals auch eher den Effekt einer Komödie auf uns als den, den es bezwecken sollte.
Aber wie eingangs gesagt: Ich kann absolut nachvollziehen, dass das Leute anturned, auch wenn das bei mir nicht der Fall ist. Und die haben ihren Spaß dabei, einem Porno oder eben Pixeln bei der Kopulation zuzuschauen, why not. Und da ist für mich persönlich auch nicht wirklich ein Unterschied, ob Porno mit echten Darstellern oder Pixel. Beides ist etwas, was nur durch die Gedanken daran erst Leben gewinnt, was da eigentlich gar nicht drin ist. Aber unser Gehirn kann so etwas. Es kann Dinge in etwas hineinprojezieren, die da eigentlich gar nicht drin sind, und damit mit einem „Wert“ anreichern, der erstmal faktisch nicht da ist. Insofern „erleben“ Leute, die das anturned, tatsächlich das, was es darstellt.
Gerade hier ist viel Rollenspiel mit dabei. Ich bin mir sicher, kein Mensch fühlt sich in irgendeiner Form davon angezogen: „Komm, lass uns zwei rhythmische Beckenbeweganimationen abspielen!“
Man hat sich das ganze letztendlich so vorzustellen, dass man entweder ein entsprechendes Sex-Möbel hat (wie mein 3-Men-Sexbed, im Bild in einem natürlich völlig jugendfreien Modus, aber ich glaube das Menü unten rechts spricht für sich (mal schauen, wie oft ich das noch unterbringen kann)), oder einen Stuhl, einen Tisch oder was auch immer. Der Möglichkeiten gibt es da unbegrenzt viele, wie Ihr Euch vorstellen könnt. Oder man hat ein HUD, also eine Erweiterung der Benutzerschnittstelle, die da diverse Funktionen bietet, ohne dass Mobiliar in der Gegend stehen muss. Beidem ist aber gemein, dass entsprechende Animationen enthalten sind, meistens mehrere. Der andere Avatar bekommt eine Animationsanfrage, ob das Objekt den eigenen Avatar animieren darf, und das Objekt oder HUD übernimmt dann Synchronisation und Choreographie. Meistens gibt es hier noch weitere Auswahlmöglichkieten, vom Stellungswechsel bis zur Änderung der Intensität und Geschwindigkeit.
Das ganze ist natürlich immer weiter optimiert worden. So gibt es schon sehr lange anziehbare Genitalien, denn die Avatare in ihrer Grundversion besitzen sowas nicht. Die gibt es sogar als Freebies, also kostenlos, aber natürlich darf man von denen weder in Aussehen noch Funktion viel erwarten. Beim Aussehen sollte man zum Beispiel beim männlichen Part dann eher seine Ansprüche nicht weit über „Blutwurst hängt zwischen Albinobeinen runter“ setzen. Bei Funktionen (ich gebe zu, das ist jetzt nicht ganz so einfach im Spock-Stil zu schreiben) darf man bei Markengenitalien (ich hätte nie gedacht, dass ich so ein Wort mal schreibe) natürlich im Gegensatz nur zum simplen Erregungsstatus setzen (was sich natürlich auch im Aussehen niederschlägt) noch alle möglichen Zusatzfunktionen erwarten. Eingebaute Masturbationsanimationen sind da noch eher die Sachen, die einem spontan einfallen. Aber es geht noch weiter. Abgesehen von der Farbe, die man natürlich an seinen Skin anpassen kann, darf man sich zum Beispiel bei den Modellen von XCite! (und nur die habe ich ausprobiert, einer der beiden Marktführer) aussuchen, von was man alles erregt werden will. Männer, Frauen, Kuscheln, hart, soft, schnell, langsam, Objekte, Handschellen und und und. Es gibt da durchaus einige Schieberegler, von denen ich leider trotz 10 Jahre Videothek gestehen muss, dass ich da manches nicht so auf dem Schirm bezüglich Erregungsmöglichkeit hatte.
Aber damit noch nicht genug. Es kommt jetzt durchaus eine kritische Stelle, das ist mir klar. Denn bislang jeder, dem ich davon erzählt hatte, empfand das mindestens als extrem befremdlich. Aber wieder die Erinnerung an oben: Denkt dran, es gibt Leute, denen das Spaß macht. Außerdem zeigt es mal wieder beeindruckend, wie lange ich wohl noch auf ein „nein“ warten muss bei meiner Frage „Gibts das auch?“

Wir machen das ein wenig interaktiv. Sucht mal über Google besagten Hersteller „XCite!“ Einfach „xcite second life“ eingeben, und schon ist es der oberste. Ich möchte den Link bewusst nicht im Blog bringen. Denn man landet natürlich erst auf einer Altersverifikation, die eigentlich keine ist, und das soll nicht mein Problem sein. Abgesehen von allem möglichen im Menü auf der linken Seite, was mit Sicherheit dem ein oder anderen bekannt vorkommen dürfte, und jetzt auch nicht wirklich verwunderlich ist, bei einem Genitalhersteller für eine virtuelle Welt zu finden, ist da relativ weit unten etwas, was eigentlich auch logisch ist, dass es das gibt. Aber, ich gebe es gerne zu, auch ich habe erstmal schlucken müssen, bevor das „Neee, oder? Nicht wahr?“ in ein „Hm ja… okay, wer es mag, und warum nicht“ umschwang.
Die Rede ist vom Menüpunkt „Touch“. Wer mir bis hierhin auf der Seite gefolgt ist, der versteht jetzt mit Sicherheit, warum ich das so ein wenig exponiere. Die Möglichkeit, Sexspielzeug in der realen Welt an den USB-Anschluss anzuschließen und damit die reale Welt mit der virtuellen Welt zu synchronisieren ist mit Sicherheit kein neuer Gedanke. Cybersex ist in vielen Filmen oder Büchern ein Thema, gar keine Frage. Damit aber direkt konfrontiert zu werden, hat sich aber, muss ich wirklich für mich selbst sagen, sehr strange angefühlt. Äh… nein… missverständlich. Das konfrontiert-werden hat sich strange angefühlt, nicht das USB-Gerät, das ich nicht ausprobiert habe.
Eins zeigt das ganze aber definitiv: Die Leute sind kreativ. Es ist auf jeden Fall zu erkennen, dass mit die kreativsten Köpfe in Second Life aus der Ecke Erotik, Sex und vor allem BDSM kommen. Gerade letzteres hat wohl kaum soviel Programmierer angezogen, wie irgendein anderes Betätigungsfeld. Jetzt fragt Ihr Euch sicherlich, was da Programmierer mit zu tun haben, denn das ist ja viel mehr ein Rollenspiel. Grundsätzlich ist das richtig, und Rollenspiel kann ohne Kulisse, ohne Töne, ohne alles, rein als Kopfkino passieren. Aber dazu braucht man kein Second Life. SL bietet aber genau das und mehr, sodass es einfacher ist, die Immersion viel intensiver und realistischer zu erleben.
Das ganze hört aber jetzt nicht einfach dabei auf, dass natürlich ein Avatar absolut frei gestaltbar ist, und jetzt einfach mal ein paar Handschellen anzieht, der Rest ist Rollenspiel. Denn eigentlich kann sich ein Avatar immer komplett frei bewegen und alles machen, es sei denn, er darf nicht auf ein bestimmtes Stück Land, oder ein Landbesitzer verbietet zum Beispiel das Ausführen von Scripten dort. Das ist hier natürlich absolut überhaupt nicht gewünscht, geht es ja schließlich um einschränken und Kontrollverlust. Ich will jetzt auch absolut nicht darauf eingehen, warum wieso weshalb man sowas toll finden kann, oder gar meine eigene Position zu dem Thema erörtern, sondern auf die technische Umsetzung.
Wie ich in einem früheren Artikel bereits schrieb, ist der Client seit einiger Zeit open source. Und wenn man jetzt das zusammenzählt mit meiner Bemerkung oben zu den kreativsten Programmierern, dann kann man sich leicht ausrechnen, was passiert: Es wurde ein Protokoll entwickelt, das sich „Restrained Life Viewer“, oder kurz RLV nennt. Linden Labs hat Markenschutzrechte darauf angemeldet, weil sie „Second Life Viewer“ wohl registriert haben, daher nannte man es, um allem Ärger aus dem Weg zu gehen, letztendlich „Restrained Love Viewer“, was an RLV nichts änderte.
Und außer der Abkürzung benutzt man sowieso den unhandlichen Ausdruck nicht. Nahezu jeder Viewer (sehen wir mal von gewissen Text-Clients für iPhone oder Android ab…) von einem externen Programmierteam hat dieses Protokoll integriert. Meistens muss man es erst aktivieren, außer bei dem Viewer, dem es seinen Namen verdankt, eben dem „Restrained Love Viewer“, bei dem kann man es im Gegenteil gar nicht ausschalten. Das war der erste, der das konnte, und die anderen Custom-Viewer haben das soweit alle übernommen. Falls sich jetzt jemand denkt „Boah, geh mir weg mit dem Bondage-Kram“, den möchte ich doch bitten, weiterzulesen. Denn das ganze hat tatsächlich auch einen Zweck außerhalb dessen. Und die Kreativität besagter Programmierer geht nicht nur in diesen Bereich, ganz im Gegenteil.
Was das Protokoll macht, ist jetzt relativ einfach: Es ermöglicht Objekten, mit dem Viewer zu kommunizieren, und diesen zu lenken. Es gestattet so, Funktionen, wie zum Beispiel teleportieren oder chatten, einzuschränken oder sogar komplett zu unterbinden. Oder andersherum Dinge zu forcieren, sodass sich der Avatar zum Beispiel erzwungen irgendwohin hinsetzt, die Kamera und damit das Sichtfeld des Users bestimmte Dinge vollführt, oder der Avatar ohne Zutun des Users forciert an einen bestimmten Punkt teleportiert.
Das ganze wird meistens in der Form von irgendwelchen Sklavenhalsbändern benutzt, und/oder es werden sogenannte RLV-Relays verwendet. Das erste ist zur Kontrolle des Avatars durch einen anderen Avatar, das zweite ist zur Kontrolle durch andere Objekte in der Welt (die entweder selbständig sind, oder von einem anderen Avatar gesteuert werden). Die Halsbänder gibts sogar meistens frei, denn sie enthalten meistens die OpenCollar-Scripte, die unter der GNU-Lizenz stehen und open source sind. Damit sind eigentlich alle Wünsche von jedwedem Fetisch möglich. Und es gibt wohl auch jeden Fetisch auf dem Grid, den man sich vorstellen kann, oder auch eben nicht vorstellen kann. Das beste Beispiel dafür ist der Freedom Continent, dessen Landkarte der eines BDSM-Wonderlands wohl doch sehr nahe kommt.
Dabei ist die Geschichte „gefesselt durch den Viewer“ natürlich durchaus endlich. Man kann sich jederzeit mit einem nicht-RLV-Viewer einloggen, und kommt aus seinen Restriktionen wieder frei. Das ist wie im richtigen Leben: Brechstange geht immer. Meistens hat das dann aber zur Konsequenz, dass dasjenige Objekt, was die Restriktionen verursacht, eine Nachricht an den schickt, der es verschlossen hat (im allgemeinen also nicht der Träger selbst). Sodass dieser dann wiederum die Möglichkeit hat, entsprechend böse darauf zu reagieren und Konsequenzen zu ziehen, wenn die ungezogene Sklavin / der ungezogene Sklave wieder eingefangen ist.
Es gibt wirklich alles mögliche in der Richtung. Angefangen von Knast-Settings und -RP bis hin zu Tentakeln, die vorwiegend nach Anime-Avataren grabschen. Fast alle Fetische sind auf Adult-Regionen beschränkt. Das hat dann durchaus lustige Konsequenzen an sogenannten Safety Hubs nach einem Servercrash… Servercrash ist denke ich klar. Safety Hubs sind Gebiete, wo man hinteleportiert wird, wenn der Servercrash zu heftig ist, zu viele auf einmal, was weiß ich wann. Ist mir persönlich erst 2-3 Mal passiert, meistens wird man schlicht ausgeloggt und hat dann einfach Login-Probleme, wenn ein Teil des Grids mal spinnt. Aber diese Safety-Hubs sind lustig: Da sieht man dann z.B. zusammengeschnürte Latexpuppen, die bei einer Session vom Crash unterbrochen nun geknebelt ganz langsam hüpfend (weil sie nicht anders können) versuchen zu flüchten. Denn solche Safety Hubs sind dummerweise meistens vom Rating her „G“, was das ganze etwas pikant macht, wie Ihr Euch vorstellen könnt.
Für die Zähler zwischendrin: Ja, ich bin jetzt über 3K Wörter. Die Grenze, die ich mir mal gesetzt habe. Aber ich mache trotzdem weiter, um das Thema komplett zu Ende zu bringen. Wer den Text deswegen in zwei Teilen lesen will (nur so als Tip, ist besser als zu heulen, dass er so lang ist, wenn man ihn auf einmal liest), für den mache ich hier einfach mal eine Zäsur. Alle anderen können das jetzt ignorieren:
-=*> ZÄSUR <*=-
Manche Fetische sind durchaus „gesellschaftsfähig“. Allen voran sind da natürlich die Furries zu nennen. Es wird nicht lange dauern, bis ein neuer Gridbewohner auf solche Avatare trifft. Wobei man hier noch dazu sagen muss, dass nicht für alle Furries das ein Fetisch ist. Es handelt sich hier grundsätzlich um anthropomorphe, also humanoide Tieravatare. Eine Welt wie Second Life macht es problemlos möglich, als das herumzulaufen, was man sein will. Und solange das nichts anrüchtiges wie Fesseln, Zwangsjacken oder Lederharnesse ist, hat da auch niemand egal wo etwas dagegen. Ganz im Gegenteil: Es ist völlig normal, dass man „auf der Straße“ Hund, Katze, Maus oder Sonic the Hedgehog trifft. Es gibt natürlich da das Problem von Sex mit Tieren. Aber Furries sind trotzdem an den meisten einschlägigen Orten erlaubt, ganz im Gegensatz natürlich zu Kinderavataren dort, und das ist gut so.
In dem Zusammenhang mit Furries ist mir allerdings eine Geschichte zu Ohren gekommen, wo sich ein paar Furries wenige Tage in SL kennengelernt haben, und dann als Familie, quasi als Harem, im echten Leben zusammen gezogen sind. Einer von ihnen war der Master und hat alle anderen versklavt, sowie finanziell abhängig und hörig gemacht. Wieviel Wahrheitsgehalt an der Geschichte ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber ausschließen will ich das absolut nicht, dass es stimmt. Und genau das sind dann für mich Grenzen, die überschritten sind, wo das ganze definitiv Gefahr für Leib und Leben darstellt. Und das ist dann viel zu weit gegangen. Immer vorausgesetzt, die Geschichte stimmt.

Das ist jetzt natürlich nur ein Einzelfall und absolut exemplarisch. Die meisten Furries sind völlig normal und nett. Und wie gesagt ist es mit Sicherheit nicht bei allen wirklich ein erotischer Fetisch, sondern oftmals einfach nur Rollenspiel. Ich habe beispielsweise auch einen Werwolfavatar, aber ich würde mich ganz sicher nicht als Furry bezeichnen.
Ich möchte wieder zurückkommen auf die RLV-Geschichte. Ich habe ja vorhin die Andeutung gemacht, dass die BDSM-Programmierer äußerst kreativ sind, und über den Schweinkram hinaus viele kreative Dinge erschaffen. Zwei Beispiele möchte ich einschieben.
Da wäre zunächst mal der Eyeball. Ein lustiges Teil. Ich packe den ab und an auf meinem Land aus, und sobald ein Besucher in die Nähe kommt, erwacht er zum Leben und verfolgt den Besucher mit dezentem Sound und nur einem einfachen Blick. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Wirkung das Ding hat, die Reaktion der Leute ist manchmal richtig großartig. Besagter Eyeball existiert mittlerweile bei vielen verschiedenen Anbietern. Aber das Original, das auch mit Abstand am besten aussieht und auch nur dort die meisten verschiedenen Varianten vom Halloween- bis zum Santa-Eyeball hat, kommt aus dem „Think Kink! Superstore“. Ein großer, zweistöckiger BDSM-Laden, den man auf der Landkarte vom Freedom Continent erkennen kann. Letztendlich hat der Eyeball mit der übrigen Thematik nichts zu tun, aber man findet eben oft lustige Gadgets an solchen Orten.
Das zweite Beispiel ist ein Standby-Controller, den ich auch in Benutzung habe. Zu erhalten ist er bei MoDesign, direkter Nachbar von Think Kink. Er versetzt Scripte in einen Schlafzustand, wenn sie nicht benutzt werden. Denn nicht immer ist es gut, Scripte wie bei Schuhen einfach zu killen, denn man braucht sie noch. Nur braucht man sie nicht andauernd, sodass es Sinn macht, wenn man Lag verhindern will, nicht benutzte Scripte abzuschalten. Man kann sie dann entweder automatisiert anschalten, wenn ein Avatar in die Nähe kommt, oder explizit, indem man einen Button drückt. Ich verwende ihn zum Beispiel für meine Haustechnik und für die Lichtanlage, die ich habe. Solch ein praktisches Ding habe ich wirklich nur bei MoDesign gefunden bislang, wo er zwischen RLV-Knebeln und RLV-Keuschheitsgürteln zu finden ist.
Aber auch RLV selbst macht durchaus Sinn völlig losgelöst vom ursprünglichen Zweck. Wie unspannend ist zum Beispiel ein Labyrinth, aus dem ich jederzeit rausteleportieren kann, bzw. sich an jedem Ort beliebig materialisieren kann? Richtig. Sinnlos. Natürlich kann man Labyrinthe ohne RLV auch durchlaufen, aber mit RLV und damit abgeschalteter Teleport-Funktion fühlt es sich richtiger an. Und das geht eben nur mit RLV, das bietet SL von Haus aus nicht.
Ein weiterer praktischer Nutzen von RLV sind die sogenannten Outfit Locker. Eine Funktion von RLV ist logischerweise das Locken von Gegenständen, sodass man sie nicht mehr ausziehen kann. Klar, das braucht man für Fesseln und ähnliches. Aber das kann man auch prima im völlig normalen Dasein in Second Life gebrauchen: Jeder Bewohner wird sich früher oder später mindestens einmal ärgern. Dann nämlich, wenn er neue Klamotten ausprobieren will, und damit natürlich erstmal seine alten auszieht. „Vom Outfit entfernen“, angewandt auf die Ansicht der aktuell getragenen Gegenstände, macht genau das. Es zieht alles aus. Auch Haare, Tattoos, Augenbrauen und was man sonst noch so eigentlich gar nicht unbedingt ausgezogen haben möchte, zum Beispiel HUDs, die zählen nämlich auch zu angezogenen Objekten. Und auf einmal steht man ziemlich unästhetisch in der Gegend rum, und muss die eben erwähnten Dinge erstmal alle wieder im Inventar finden, was bei mir mittlerweile auf über 15K Objekte angewachsen ist. Es gibt natürlich eine Suchfunktion innerhalb des eigenen Inventars, aber nervig ist es trotzdem. Hierfür gibt es besagte Outfit Locker. Man kann auswählen, welche Objekte am Körper festgezurrt werden sollen. Und genausowenig, wie man abgesperrte Handschellen ausziehen kann, hängt das Zeug dann fest an einem dran, und keine Ausziehfunktion kann ihm etwas anhaben. In dem Moment natürlich gewollt und vom User steuerbar. Eine sehr praktische Geschichte, die ich nicht mehr missen möchte.

Ebenso kann man sein Leben auf dem Grid mit RLV um einiges spannender machen. Überall auf dem Grid verteilt gibt es sogenannte RLV-Traps. In fast allen Fällen wird man vorher darauf hingewiesen, wenn ein Gebiet sowas enthält, und die Brechstangenmethode von oben gibt es ja sowieso immer, man begibt sich also nicht wirklich in unabdingbare Gefahr. Aber es ist durchaus lustig, wenn man sich nicht überall sicher sein kann. Das können natürlich irgendwelche klassischen BDSM-Geräte sein, es sind aber oftmals eher Dinge wie ein Spinnennetz, in dem man mal für ein paar Minuten eingesponnen wird. Oder eine stinkende Pfütze mit Moder. Wenn man unachtsam hineintapst, dann läuft man schonmal eine Stunde lang eine Dunstwolke hinter sich herziehend herum. Da sind wirklich sehr kreative und lustige Sachen dabei.
Es gibt ganze Regionen, die sich diesem Spaß verschrieben haben. Es ist natürlich immer ein wenig BDSM angehaucht, aber viele der Mazes bieten für jeden etwas und lassen sich durchaus sehen. Man braucht da nicht wirklich Angst zu haben, sich auf einmal auf einer Streckbank wiederzufinden und von einer Domina ausgepeitscht zu werden. Wie gesagt sind es eher Fallen wie Spinnennetze, Sickersand, Bäreneisen oder ähnliches. Eine der lustigsten bislang fand ich ein Alien, was mir wie im Film einen Parasiten in den Bauch gesetzt hat, der dann über die Dauer einer Stunde gebrütet hat und größer geworden ist, bis er schließlich geschlüpft ist.

Eine dieser Regionen und wohl eine der bekanntesten ist Bali Hai, was Ihr neben auf dem Bild seht. Hier gibt es mehrere Mazes, Playground und Traps. Oder besser „gab es“, denn das Land wird derzeit komplett neu gestaltet, soll aber wieder den gleichen Zweck erfüllen.
Einen letzten Aspekt der „Abgründe“ möchte ich noch erwähnen, auch wenn ich den mir nicht wirklich angeschaut habe auf dem Grid. Es handelt sich um Gor-Rollenspiel. Es basiert auf dem Buchzyklus von John Norman, und hat extrem gewalthaltige Inhalte. Von den Büchern sind einige in Deutschland indiziert, das so als Messlatte. Das Foltern eines Avatars mitsamt viel Blut und was man sich noch vorstellen kann an Verstümmelung bis hin zum Tod kann man dort in der virtuellen Welt erleben. Manches vorhin aufgezählte ist durchaus schon grenzwertig bei mir (für mich!), aber das hier ist definitiv viel zu weit weg von mir, daher habe ich mir das nicht angeschaut. Ist nicht meins, muss aber ja auch nicht. Daher auch hier: Wem es Spaß macht, dem wünsche ich aufrichtig viel Freude dabei.
So, das war dann der mehrfach angedeutete Schweinkram-Artikel. Aber mal Hand aufs Herz: Welcher, wenn nicht der sechste Teil, wäre dafür prädestinierter gewesen?
Ich gebe zu: Es war nicht leicht, das so zu schreiben, dass ich es ruhigen Gewissens öffentlich online stellen kann, aber auch gleichzeitig nicht nur heiße Luft darin enthalten ist. Ebenso, dass nicht allzu explizite Bilder drin sind, aber man doch ein klein wenig sehen kann. Denn es sind ja doch schon durchaus heikle Sachen bei dem Thema, die man dann einfach nicht schreiben kann. Ich hoffe, es war trotzdem interessant für Euch, und danke Euch für die mittlerweile weit über 4K Wörter durchgehaltene Aufmerksamkeit!
Als kleiner Ausblick: Die nun folgenden Artikel werden mein Leben auf dem Grid behandeln. Denn wie es auf dem Grid grundsätzlich aussieht, habe ich Euch hoffentlich bis hierhin einigermaßen näher gebracht, jetzt kommt das Fallbeispiel. Wer nicht bis dahin warten kann, und/oder es selbst miterleben will, darf mich gerne in meinem Domizil auf Mikela Isle besuchen. Wenn ich nicht da sein sollte: Man findet mich in der Suchfunktion und kann mich per IM antickern. Und ein kühles Bier an meiner Bar gibts selbstverständlich auch!
Jetzt mache ich aber wirklich Schluss. Bis bald!
Von Kickapoo nach Mikela Isle (ja, das ist der nächste Teil meiner SL-Reihe!)
Cooler Artikel. Da muss ich auch erst nochmal nachdenken. Aber coole Bibliothek am Ende! 🙂 Schön wenn man auch in der virtuellen Welt sichin seine Bibliothek setzen kann und einfach entspannt.