Die eigene Verantwortung für sich selbst

Hallo liebes Tagebuch,

ich bins mal wieder, Dein Kuschel. Irgendwie bin ich in letzter Zeit oft wütend geworden. Du weißt, das ist überhaupt nicht meine Art. Aber es gibt da immer mehr Rinder auf der Weide, die anscheinend glauben, dass ihr Tun, ihr Handeln, was sie unterlassen, was sie sagen oder auch nicht sagen, keinerlei Konsequenzen hat. Zumindest möchte man das meinen. Es sind ja dann immer die anderen, die auf einmal böse zu einem sind, es sind immer die anderen, die einem einfach auch mal direkt und unverblümt ins Gesicht sagen, was Sache ist. So böse aber auch. Da sagt jemand die Wahrheit, ohne dass man sie umschmückt, verpackt, so dass sie eigentlich keiner mehr erkennen kann aber man trotzdem hofft, dass wenigstens homöopathische Dosen davon weit entfernt im Unterbewusstsein ankommen. Das geht natürlich nicht.

Wenn ich jemanden umbringe, muss ich hierzulande lange in den Stall, in den Kuh-SA werde ich sogar geschlachtet. Wenn ich jemandem das Gras klaue, muss ich es ihm wieder zurückgeben und noch mehr als Entschädigung. Das ist eigentlich jedem Rindvieh klar. Aber die Rinder scheinen immer mehr bei „normalen“ Situationen, wo nicht gleich die Hufanwaltschaft eingeschaltet wird, jegliche Konsequenz von sich zu weisen. Es ist dann ja der andere, der böse ist. Auf die Idee, dass man sich mal selbst an die eigene Nase greift, wenn man jemand anderen enttäuscht hat oder irgendwelches sonstiges vermeintlich harmloses Leid zugefügt hat, kommen die wenigsten. Wie auch, man kommt gar nicht auf die Idee, dass man selbst vielleicht der Auslöser dafür ist, wenn sich andere kommentarlos zurückziehen, aufbrausend erwidern, oder was auch immer. Selten sieht das jemand ein. Manchmal kommt eine Entschuldigung nach später Einsicht, was ja grundsäzlich nichts schlechtes ist. Man sollte immer zu dem stehen, was man macht. Da bricht man sich ja nichts aus den Rippen. Aber die Entschuldigung wäre unnötig, wenn man kurz vorher nachgedacht hätte. Nicht nur, wie man das, was man überhaupt will, am dramatischsten rüberbringt, sondern wie das auf der anderen Seite ankommt. Wie gesagt, auch ich spreche mich davon nicht frei, nur wenn ich für jeden zweiten Satz, den ich sage, eine Gegendarstellung bringen müsste, oder jede zweite Tat rückgängig (sofern das überhaupt möglich ist), dann läuft da etwas schief.

Ich weiß es nicht, ob es einfach nur Nachlässigkeit, Faulheit, Unvermögen oder sonstwas ist. Auf jeden Fall machen sich nicht nur immer weniger Rinder Gedanken, bevor sie etwas sagen, sondern auch, was sie damit erreichen und verursachen, auch wenn sie das vielleicht gar nicht wollen, und strecken dann alle Viere von sich, wenn das Kalb in die Tränke gefallen ist. Auf jeden Fall verlangen sie aber meistens die gleiche Voraussicht von anderen, und sind oftmals nicht bereit, Nachsicht und Toleranz anderen entgegen zu bringen. Auch mal 5 grade sein lassen. Das versuche ich normal auch so zu leben, es gelingt mir natürlich auch nicht immer, ich bin auch nur ein Rind.

Ich habe schon oft versucht, mal so richtig nachtragend zu sein. Das mal so richtig auf der dicken Kuhhaut auszusitzen. Einfach direkt mit der gleichen Munition zurückschießen. Und das habe ich auch in den letzten Tagen gemacht. Vielleicht werde ich es wieder machen, bestimmt werde ich es wieder machen. Im Moment bin ich in so einer Phase, wo bei mir Schluss mit Lustig ist. Aber ich habe schon gemerkt, ich kann nicht dauerhaft jemandem böse sein, auch wenn er es verdient hätte. Wenn er wieder auf mich zu kommt, bin ich meist handzahm, auch wenn ich erstmal ordentliche schnaube. Ein bisserl noch ein klein wenig sticheln, aber ansonsten hab ich doch alle liep, die mich auch liep haben.

Dein friedlicher
Kheng

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