Ich hatte mich ja letztes Mal gefragt, ob ich den Schweinkramteil jetzt oder beim nächsten Mal bringen soll. Die Frage schien beinahe am Wochenende beantwortet, als etwas lustiges passierte:
Ich wollte den Abend noch bei ein bisschen chilliger Trance-Musik ausklingen lassen, also machte ich mich auf die Suche nach einem Club. Suche aufgemacht, „suche in Events“, „laufende Events“ angeklickt und als Suchbegriff „Trance“. Ich fand auch einen Club, wo ein Live-DJ aufgelegt hat, also hinteleportiert.
Das Setting war ein Beach-Club, und es war Beachparty. Also war ich mit meinen Jeans und dem Hemd etwas overdressed *hust* Aber kein Problem, mein Inventar gibt auch Beachshorts her und eine Sonnenbrille, und schon hat es gepasst.
In den Clubs werden oft Spiele gespielt. Eins davon nennt sich Sploder oder so ähnlich. Ich gebe zu, ich habe noch nie an solchen Spielchen teilgenommen. Die Leute füllen eine Kugel mit Geld, meistens im Bereich 1-20 L$. Irgendwann explodiert das Ding und schüttet das eingezahlte Geld an die Mitspieler aus. Einer bekommt den Löwenanteil, der Rest entsprechend weniger. Fragt mich jetzt nicht, nach welchem Prinzip das verteilt wird. Ich glaube aber, das ist je nachdem, wer zuletzt bezahlt hat, denn pure Glücksspiele sind in Second Life nicht erlaubt. Also reine Glücksspiele, bei denen man um Geld spielt. Das kann aber bei dem Ding nicht sein, es muss eine Geschicklichkeitskomponente haben, denn es ist wirklich weit verbreitet in den Clubs. Wie gesagt, ich habe es noch nicht gespielt.
Aber es lief auch ein anderes Gewinnspiel, von dem ich erstmal nichts mitbekommen habe.
Bei dem anderen Gewinnspiel wurde völlig zufällig ein Anwesender ausgewählt, der dann etwas gewonnen hat. Und jetzt ratet mal, wer gewonnen hat? Richtig. Aber was ich gewonnen habe, werdet Ihr mit Sicherheit nicht erraten, daher sage ich es Euch.
Ein „3 Men Sex Bed“ hat der Keng gewonnen. Also erstmal nur einen Gutschein dafür.
Am Sonntag bin ich dann zu dem Shop und habe mein Bett abgeholt. Ich war hin- und hergerissen vom auf dem Boden kugeln vor Lachen und dem peinlich berührt sein. Aber ich war auch durchaus erstaunt: Das Bett kostet unter normalen Umständen 6.500L$, also gute 20 Euro! Krass. Wobei ich ja immer noch die Bemerkung von Lars darüber großartig fand: „Wieso? 20 Euro für einen interaktiven Porno ist doch gar nicht so teuer!“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Und wenn ich so überlege: VHS-Kassetten hatten weit weniger Bildauflösung und Qualität als mein jetziger Monitor. Und Pixel sind es bei beiden, bei VHS sogar noch viel schlechtere. Also da ist was dran.
Nun gut, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Die Eckwerte, wie in der Beschreibung angegeben: „This product offers a total of 149 poses (excluding the system ones of default and stand), drawing on 266 animations created by 19 animator(s). 129 of the poses come with rezzable props. It also offers 358 facial expressions.“ Alter Schwede…
Natürlich gibt es hier keine Bilder davon außer dem der Verpackung oder explizite Beschreibungen (daran wird es auch im Schweinkramteil fehlen), denn das ist ja ein öffentliches Blog, und da muss man sich natürlich an so etwas halten. Vielleicht als kurze Erklärung: „Rezzable Props“ sind Dinge, die das Bett in der Welt aussetzt. „Rezzen“ bedeutet im Allgemeinen in SL, dass irgendetwas in die Welt, also die 3D-Umgebung, gebracht wird. Das sind in diesem Fall natürlich harmlosere Sachen wie Popcorn, ein Teddy, aber auch Sachen wie Dildos und ähnliches. Weiter ins Details will ich jetzt hier an dieser Stelle eher nicht gehen *sic*
Nach diesem kleinen „Zwischenfall“ *sic* dachte ich, ich sollte das Schweinkramthema gleich abhaken. Aber ich möchte es trotzdem nicht jetzt abhandeln, denn nach dem technischen Hintergrund, dem Erfahren von Welt und Avatar, will ich lieber die nächste wichtige Komponente vorstellen: Das soziale Leben, die Interaktion mit anderen auf dem Grid. Alles andere sind Spielarten, ich denke, ich sollte diese ans Ende meiner kleinen Artikelreihe stellen.
Ach ja, ein Wort zum Stichwort „Schweinkram“ aber vorab: Ich weiß, das Wort widerspricht dem, was ich bezüglich Toleranz geschrieben habe im vorletzten Artikel. Vermeintlich. Denn das ist ein geflügeltes Wort, was ich eigentlich schon seit meiner Zeit in der Videothek benutze, und es ist durchaus neckig gemeint und nicht abwertend. Und es hat meiner Meinung nach einen riesigen Vorteil: Ich bin mir sicher, dass jeder direkt weiß, was ich damit meine *sic*
Ich handle zuerst mal kurz die negativen Seiten ab: Natürlich, wie in jedem anderen MMO gibt es Deppen und Leute, die sich einen Spaß daraus machen, anderen zu nerven. Sei es durch Spammen, oder hier in diesem Fall Stoßen, dass man sich nicht mehr bewegen kann, eine Sim unspielbar machen etc. Sowas gibt es leider immer und überall, nicht nur auf dem Grid. Und natürlich landet jeder, der es auch nur bei mir versucht, sofort auf der Ignore-Liste und im härteren Fall gibt es einen Abuse Report. Dazu mache ich zu lange Multiplayer-Geschichten, als dass ich meine Zeit damit verplempern will, oder gar die Leute vielleicht sogar vom besseren Weg überzeugen möchte. Die Zeiten sind vorbei, kurzer Prozess. Liep war gestern. Zu solchen Leuten. Zu den meisten anderen bin ich natürlich immer noch liep!
Mein Avatar ist jetzt 2 Monate alt, und ich habe aktuell ganze 2 Leute auf dieser Liste, von denen der eine ohne eine einzige Zeile Text zuvor zwischen uns eine Freundschaftsanfrage geschickt hat, und der andere um Geld gebettelt.
Das finde ich einen verdammt guten Schnitt und zeigt das, was ich als erstaunlich angenehm und positiv empfinde: Die Community auf dem Grid ist toll und gesund. Und das in einem Maße, wie ich es weder aus meinen Shooter-Hochzeiten noch aus den „good old days™“ in WoW kenne. Gerade in WoW merkt man seit langer Zeit, dass sich immer mehr reifere Mitspieler abwenden, und dafür Leute mit geringem geistigen Alter einfinden (das Alter im Perso ist lustigerweise dafür völlig irrelevant, habe ich festgestellt). Von daher ist für mich die Zeit in WoW vorbei, in der ich neue Kontakte versuche zu knüpfen, die ich nicht wenigstens über bereits bekannte Leute kennenlerne.
Bei Shootern ist das ein klein wenig anders. Man möchte meinen, dass sich hier eigentlich der Bodensatz der geistigen Tiefflieger befindet, dem ist aber nicht so. Das empfinde ich derzeit tatsächlich eher bei WoW. Bei Shootern ist die Verständigung zwar rauh und wie der Engländer gerne sagt „explicit“ (ich bin da zwar voll kompatibel zu, aber kann verstehen, dass das lange nicht jedermanns Sache ist), aber die Leute sind reif und können miteinander umgehen, was man von vielen WoW-Spielern schon lange nicht mehr behaupten kann. Hm… ich hacke ganz schön auf WoW rum, fällt mir gerade auf, dafür, dass ich es eigentlich sehr mag. Nun gut, es sind einzelne Aspekte einer Gesamtheit. Das ist natürlich von Euch dabei zu beachten.
Der arme, gepeinigte, vom Glauben an das Gute im Spieler abgefallene Keng (please place Mitleid >here<) kommt also auf das Grid, und ist aus genannten Gründen erstmal ein wenig kontaktscheu, was eigentlich gar nicht so sonst der Fall ist bei ihm. Wer ihn näher kennt, wird das bestätigen können.
Aber ich muss gestehen, die Leute in SL sind so ziemlich die netteste Community, die ich je erlebt habe. Egal, wo ich hingekommen bin, egal, ob ich noch wie ein Newbie aussah oder ob ich noch nichts von Schuhscripten wusste und die Sim zum Laggen gebracht habe (ihr erinnert Euch): Ich bin ausnahmslos überall zumindest herzlich begrüßt und meistens direkt aufgenommen worden, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Ich bekam Dinge erklärt, bin auf Dinge aufmerksam gemacht worden, die ich verbessern kann (Schuhscripte *hust*), habe Tips bekommen, immer ein freundliches „Hallo“ und „Auf wiedersehen“.
Wobei es natürlich kein „Auf wiedersehen“ war, sondern eher ein „Take care“. Denn die vorherrschende Sprache auf dem Grid ist natürlich English. Wobei man zugeben muss, dass die deutsche Community verdammt groß ist im Verhältnis. Oftmals merkt man es gar nicht, denn außerhalb der eindeutig deutschen Sims (virtuelles Köln zum Beispiel) fängt jeder erstmal mit English an. Das gilt natürlich auch für viele anderen Nationalitäten, aber ich habe tatsächlich das Gefühl, dass die Deutschen auf Platz 3-4 hinter US und UK liegen.
Aber auch hier keine Angst, wer kein super perfektes English spricht: Das tut noch nichtmal ein native english speaker. Von den Unterschieden in UK und US, die sich sowieso nie gegenseitig auf Ausdrücke und Schreibweisen einigen können, will ich gar nicht erst reden. Es sind alle bislang wirklich zuvorkommend, haben gerne und freundlich mal die ein oder andere Präposition von mir korrigiert (das ist eigentlich das einzige, was ich oft im Englischen falsch mache, das weiß ich), aber auch meistens nur dann, wenn ich explizit darum gebeten habe. Ansonsten bemüht man sich lieber zu verstehen, was der andere einem sagen will (denn das ist ja das eigentliche, was wichtig ist, davon können sich selbst in meinem Real Life einige Leute eine Scheibe abschneiden), anstatt Rechtschreibflames (kein EINZIGER in 2 Monaten! MMO-Spieler wissen das glaube ich zu schätzen) durch die Gegend zu plärren.
Ganz davon abgesehen gibt es ein extrem nettes Feature: Wenn man so gaaaaar nicht English kann, stellt man den automatischen Übersetzer aka Google ein. Die Funktion ist im Viewer integriert, und ich habe das schon einige nutzen sehen. Man sagt, welches seine eigene Muttersprache ist, und das Gegenüber bekommt von Google das ganze in seine Muttersprache übersetzt, was derjenige schreibt. Simpel, aber effektiv. Bedeutet aber auch gleichzeitig: Ihr kennt die Qualität der Google-Übersetzung. Es geht, man kann es benutzen, man kann es verstehen. Aber toll ist was anderes. Von daher: Die Leute sind das wohl eher als untere Grenze gewohnt, die überall absolut akzeptiert wird. Viel schlechter kann man gar nicht sein, wenn man English probiert, selbst wenn man es nicht so dolle kann. Außerdem hat man einen großen Learning by Doing Effekt, der mit Google natürlich ausbleibt.
Ich würde mein English (bis auf die Präpositionen, das wird wohl nie meins) als wirklich gut bezeichnen, zumindest werde ich meistens auf UK getippt (was tatsächlich von meiner alten English-Lehrerin kommt, die Oxford-English gelehrt hat), was mich dann schon ein wenig stolz macht. Aber trotzdem habe ich nebenher immer Leo offen, denn alle Vokabeln kann man einfach auch nicht kennen. Und wenn Leo etwas auch mal nicht kennt… nachfragen! Dafür reißt zumindest auf dem Grid einem keiner den Kopf ab.
Für viele könnte das natürlich auch eher abschreckend sein. Es ist einfach nicht jedermanns Sache, dass man direkt von wildfremden angequatscht wird „Hi there, how are you doing today?“ Auf der anderen Seite hat man sich auch schnell daran gewöhnt und empfindet es als angenehm. Ich gebe zu, für mich war das auch total ungewohnt.
Aber keine Angst, das passiert wirklich eher an „sozialen“ Punkten. In einem Shop wird einem das selten passieren. Hier kommt zwar durchaus öfters mal ein Shop-Mitarbeiter, der einem freundlich seine Hilfe anbietet, aber das ist in Real Life Kaufhäusern ja nicht anders (oder sollte zumindest nicht anders sein). Und manchmal hat man ja tatsächlich eine Frage, oder man sagt eben „Ich schau mich nur mal um, Danke“.
Soziale Punkte sind eigentlich genau das, was man sich so denkt. Allem voran natürlich Events. Davon gibt es haufenweise. Sei es jetzt erst seit kurzem vorbei die Halloween-Events, bald die Weihnachts-Events, oder eine Beach-Party. Clubs mit allen möglichen Musikrichtungen und Live-DJs. Live-Konzerte, und das nicht zu knapp. Darunter wirklich viele Perlen.
Die Second Life Aktivitäten von Duran Duran zum Beispiel dürften einige schon mitbekommen haben, denn die streamen nicht nur Konzerte live auf das Grid mitsamt virtueller Bühnenshow, sondern zeigen auch andersrum auf großen Bildschirmen bei ihren nicht-virtuellen Konzerten ihre Avatare und Ausschnitte aus dem Grid, also quasi die Verbindung in beide Richtungen.
So hatte ich schon die große Freude, mit Martin bei einem Halloween-Konzert der Broadway-Sängerin Tamra Hayden dabei sein zu dürfen, und es war einfach großartig. Sie sang natürlich viele Musical-Klassiker, aber auch eine Hammer-Version von „Sweet Dreams“ war dabei. Dazu hat sie sich zu jeder Nummer passend umgezogen, mit den Leuten im Publikum live interagiert,
das war wirklich toll, und Ihr seht hier verstreut im Text einige Bilder aus der Halloween-Zeit und auch von diesem Konzert. Unnötig zu erwähnen natürlich, dass es im Oktober über das ganze Grid verteilt Mazes in allen erdenklichen Formen gab. Das klassische Mais-Maze genauso wie riesige Halloween-Trails, die einen an entsprechenden Szenen vorbeigeführt haben.
Nochmal als Erinnerung: Alles von Usern gemacht, nichts von Linden Labs vorgegeben!
Es gibt natürlich neben lauten Clubs auch ruhigere Gaststätten, Kaffees, wo man sich einfach so treffen kann zum Quatschen und Unterhalten. Da muss ich allerdings zugeben, das ist nicht so mein Ding. In einen Club gehe ich, wenn ich Musik hören will. Ich möchte hier kurz an das erinnern, was ich letztens geschrieben habe: Toleranz und Akzeptanz. Es mag sein, dass viele es nicht nachvollziehen können, warum man in einer virtuellen Welt in einen Club gehen sollte. Daher kommen wir mal zu dem Punkt, dass ich ja nicht mehr gaaaanz so der jüngste bin, die Zeiten, in denen ich also wöchentlich Freitag und Samstag Nacht in irgendwelchen (damals zum Glück noch verrauchten) Epilepsie-Lichtquellen und Hörschaden-Läden war, ist vorbei. Das heißt bestimmt nicht, dass ich nie wieder in eine Disse gehe, ganz im Gegenteil (Lars und Jan, wir wollten doch mal endlich?!?). Aber es ist natürlich *deutlich* reduziert. Insofern hat das Club-Gehen in SL eher einen klein wenig anderen Charakter: Man sitzt gechillt zu Hause, hört Musik (wie im Radio), die einem gefällt (also nicht SWR3), unterhält sich dabei online noch mit anderen Leuten (und zum Beispiel das ist ja oftmals gerade ein Problem in Hörschadenläden).
Von den billigeren Bierpreisen zwischen einem realen Tresen und meinem Kühlschrank will ich jetzt auch nicht wirklich lange reden. Dass die Charaktere eine Tanzanimation machen, kann, muss aber nicht wichtig sein. Es ist mehr eine Pro-Forma-Sache, die irgendwie dazugehört. Dabei bin ich mir sicher, dass wenige der dort anwesenden das Gefühl haben, sie tanzen körperlich. Es sei denn, und das will ich auch nicht ausschließen, sie tun es tatsächlich gerade vor dem Monitor. Dann ist das virtuelle tatsächlich ein Ebenbild. Aber letztendlich ist es ein Musik-Hören, dabei chatten, bisschen surfen, E-Mail-Lesen, eben einfach ein angenehmes Chillout. Eben ein um ein paar Sinne erweitertes Radio-Hören mit Interaktionsmöglichkeit.
Selbstverständlich habe ich da durchaus schon ein kleines Repertoire an Lieblings-DJs, die einfach wirklich gute Musik machen. Um hier jeweils auf dem Laufenden zu bleiben, gibt es in Second Life die sogenannten „Gruppen“. Diese haben mehrere Zwecke: Zum Einen rein technisch können Sie einem Rechte für bestimmtes Land geben (Mietwohnungen und -Häuser funktioneren meistens so), zum anderen können sie der reinen Gemeinschaft an sich dienen, vergleichbar in anderen MMORPGs mit einem Gildenchat, oder eben als Update-Gruppe dienen, wo man über Produkt-Updates oder eben Auftritte seines Lieblings-DJs oder sonstigem Performer informiert wird. Leider gibt es ein Limit von 25 Gruppen, denen man maximal beitreten kann, allerdings passt das bei mir noch, ich bin noch nicht an die Grenze gestoßen.
Ansonsten gehe ich neben Clubs lieber an Stellen, die themenbezogen sind, wo auf eine gewisse Art Rollenspiel betrieben wird. Ich sage bewusst „auf eine gewisse“ Art, denn Rollenspiel gestaltet sich hier häufig durchaus anders, als ich es jemals habe kennenlernen dürfen. Daher jetzt nicht gleich abschalten „OMG Rollenspiel, nix für mich“, denn das könnte etwas anders sein, als Ihr vermutet.
Ich mache nun schon wirklich lange Rollenspiel. Seit Ende der 70er Jahre des letzten Jahrtausends, und ich würde mich durchaus als erfahrenen und vor allem adaptiven Rollenspieler bezeichnen. Ich höre erstmal zu und passe mich dann der Art von Rollenspiel an, dem ich beitrete. Natürlich bin ich auch schon oft genug auf Rollenspielpolizei gestoßen, also Rollenspieler, die meinen, den heiligen Kelch ausgetrunken zu haben und allwissend zu sein, und damit ihr Rollenspiel natürlich als einzig wahre Spielart ansehen. So leid es mir auch tut, am krassesten negativ ist das tatsächlich in WoW. Am angenehmsten bislang war das Rollenspiel in meiner Flotte bei Star Trek Online, ich habe selten Rollenspiel auf einem so hohen Niveau erlebt.
Aber ich sagte ja, auf dem Grid ist das etwas anders. Und jetzt kommen wir so langsam dahin, wo der Titel uns hinführt: Zur Immersion. Zum Eintauchen eines selbst in die (wenn auch virtuelle) Realität seines Avatars.
Kurz vorweg schicken möchte ich noch, dass es selbstverständlich klassisches Rollenspiel gibt. Das Rollenspiel, was meistens mit aber auch sogar ohne Pen&Paper, Würfel oder gar ohne Kulisse klar kommt. Man verabredet sich, man hat einen Rahmenplot, und eigentlich reichen Textzeilen, ein normaler Chat, um ein Rollenspiel zu betreiben. Also Rollenspiel, für das es ausreicht, für sich zu sein. Eventuell mit einem Spielleiter, eventuell die Story treiben lassen wo sie von selbst hin will, eventuell mit einer groben Idee, wo es hingehen soll. Diese „normale“, oder eher „bekanntere“ Form von Rollenspiel gibt es natürlich auch auf dem Grid. In teilweise streng abgetrennten Bereichen, manchmal etwas offener, aber auf jeden Fall ganz klar gekennzeichnet.
Aber es gibt auch noch eine andere Form von Rollenspiel. Eine Form, wie ich sie eigentlich tatsächlich am meisten aus World of Warcraft her kenne. Und zwar von Nicht-Rollenspielservern. Es ist nicht ganz so ausgeprägt, aber durchaus erkennbar, wenn man genau hinschaut. Und zwar ist es die Form von Rollenspiel, die alleine aus Identifikation mit dem Avatar passiert. Und davor ist meiner Meinung nach keiner sicher, das macht jeder. In einer gewissen Form immer, völlig unbewusst. Derjenige macht in diesem Moment kein bewusstes Rollenspiel, aber wenn man genau hinschaut, dann erkennt man die Immersion.
Schwafelschwafel… Mann, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich gebe am besten ein Beispiel: Die toughsten und härtesten Typen in Top-Gilden sind davor nicht sicher. Und so kam es, dass ich im Laufe meiner WoW-Zeit auch mal mit For the Horde um die Ecken gezogen bin. Für die, die sie nicht kennen: Eine deutsche Gilde, die weltweit ganz oben an der Spitze mitspielt. Einer der bekanntesten Spieler dürfte Smasher sein. Ein Taurenkrieger. Manche halten ihn für einen arroganten Vollpfosten, und ich werde diese Aussage heute an dieser Stelle nicht bewerten. Ein Pro-Spieler, der sich auch so gibt. Aber: Er bezeichnet sich als Kuh, muht durch die Gegend, und sagt am Ende eines Bosskampfes „So, Boss liegt, jetzt erstmal am Hintern kratzen.“ was eine typische Taurenanimation ist. Ich hoffe, Ihr erkennt, welche Form von Immersion ich damit meine. Eine, die von selbst kommt, ohne nachzudenken, ohne konzentrieren. Einfach davon heraus, dass man immer noch man selbst ist, aber der Avatar, den man steuert, als Additiv da unterbewusst eingreift.
Der Name „Second Life“ ist nicht umsonst so gewählt, und ich hätte vorher nicht gedacht, wie weit diese Immersion gehen kann, erzeugt von einem Computerprogramm als Katalysator. Richtig realisiert habe ich das auch erst vor ca. 2 Wochen. Da entgegnete mir der Alpha eines Werwolfsrudels (ich werde in einem anderen Eintrag noch genauer darauf eingehen) auf meine Frage nach Rollenspiel: „We play ourselves!“
Und da ich schon wieder die 3000 Worte-Grenze geknackt habe, werde ich im nächsten Teil dazu weiter erzählen.