Ich mag keine Zucchini. Genauer gesagt hasse ich sie. Genauso kann man mich mit Rhabarber wirkungsvoll für alle Zeiten vertreiben, das wirkt auf mich wie auf Vampire Knoblauch. Aber: Ich liebe Rosenkohl. Ich liebe Innereien.
Wie siehts bei Dir aus? Rosenkohl mögen ja viele nicht, der ist so bitter. Insbesondere Kinder mögen ihn nicht deswegen. Du magst Zucchini und Rhabarber?
Ich mag auch Spinat. Total gerne! Mittlerweile. Als Kind habe ich den nicht gemocht. War mir viel zu bitter. Wobei, Rosenkohl habe ich schon immer gemocht. Das mit dem Spinat hat sich über die Jahre geändert, ich liebe mittlerweile Spinat. Das liegt daran, dass die Geschmacksvorlieben von vielen Menschen mit fortschreitendem Alter in Richtung bitterer gehen.
Also, Du, der Du dies liest: Ich weiß natürlich nicht, wer Du bist. Ich kenne Deine Vorlieben nicht. Ich nehme jetzt einfach ohne Beschränkung der Allgemeinheit (wie der Mathematiker so gerne sagt), mal an, Du magst Zucchini, aber Du magst keinen Rosenkohl. Jetzt stell Dir vor, wir gehen mal essen. Du bestellst Dir einen geilen Gemüsegratain mit Zucchini. Ich nebendran bestelle mir ein Steak mit Bratkartoffeln und Rosenkohlbeilage.
Gehen wir uns beim Essen an die Gurgel? Lästern wir uns an? Beschimpfen wir uns? Bezeichnen wir uns als abartig? „Dein Rosenkohl ist ekelhaft!“ „Und Deine Zucchini sind widerlich!“ „Dein Rosenkohl ist langweilig!“ „Deine Zucchini sind fad!“
Nein, mit Sicherheit nicht. Wir wünschen uns beide einen guten Appetit und genießen das Essen. Das Essen, was jedem von uns schmeckt. Jedem ein anderes.
„Ey, Du wolltest doch über Second Life schreiben und nicht über Essen in dieser Reihe!“
Oh ja, das tue ich gerade. Nicht gemerkt?
Der Mensch hat viele Bedürfnisse. Eins davon ist Essen. Ein anderes ist Zerstreuung, Unterhaltung. Das mit dem Essen habe ich ja eben angesprochen, und jeder mag etwas anderes. Bei Freizeitbeschäftigungen ist es nicht anders! Warum kann man das nicht genau wie beim Essen so freizügig akzeptieren und sich mit dem anderen freuen, wenn es demjenigen schmeckt bzw. Spaß macht?
Zugegeben, ich war beim Essen nicht ganz ehrlich. Es gibt Essen, da dreht sich der mitteleuropäische Magen um. Aber Maden, Würmer, Heuschrecken oder sonstige für uns ungewohnte Speisen sind woanders eine Delikatesse. Nunja, wenigstens führen wir keinen Krieg gegen diese Völker.
Also zurück zur Freizeitgestaltung, Unterhaltung. Natürlich können viele von Euch eine vorwiegende Freizeigestaltung in einer virtuellen Welt nicht nachvollziehen, und es wäre nichts für sie. Und da spreche ich nun nicht nur SL an, sondern alles mögliche. Sei es ein Shooter, WoW oder ein Super Mario. Das ist ja soweit in Ordnung. Was allerdings meiner Meinung nach nicht in Ordnung ist, ist Leute, denen es gefällt, zu verurteilen oder abwertend zu behandeln. Es ist eine Freizeitgestaltung wie jede andere auch. Ich kann nur für mich sprechen: Für mich wäre auf der anderen Seite eine Freizeitgestaltung in der Form, dass ich mich jeden Abend zum Bridge-Spielen treffe, auch nichts, oder dreimal die Woche ins Kino.
Es ist doch grundsätzlich gar nichts dagegen einzuwenden, wenn einem eine bestimmte Freizeitgestaltung gefällt, die einem anderen nicht gefällt. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder man akzeptiert, dass es demjenigen Spaß macht, und wünscht demjenigen aufrichtig eben jenen. Oder man torpediert es mit destruktiven Bemerkungen oder Dingen demjenigen oder Dritten gegenüber und vermiest demjenigen damit gezielt den Spaß. Aber, warum sollte man letzteres tun? Warum nicht ersteres? Was kostet es einen, sich mit anderen zu freuen statt den Miesepeter zu spielen?
Ich höre hier immer wieder, gerade wenn es um virtuelle Welten geht, dass sie die Leute davor beschützen, davon wegbringen wollen. Hier ist nur die Frage: Inwieweit steht das einem überhaupt zu? Bis zu einem gewissen Grade ja, da ist es okay. Wenn ich mit dem Essensbeispiel weiterdenke: Lebensgefährliches Essen oder gar Gift ist als Essen mit Sicherheit zu verurteilen, obwohl es in manchen Kulturen zu sich genommen wird. Und ebenso wird Freizeitgestaltung mit Sicherheit in dem Moment verurteilenswert, in dem die Virtualität das echte Leben zu sehr negativ beeinflusst und bedroht. Ich will gar nicht leugnen, dass das bei mir streckenweise mit WoW beinahe der Fall war. Allerdings behaupte ich, die Grenze, wenn auch nur knapp, nie überschritten zu haben. Mittlerweile bin ich da sowieso absolut gefestigt. Ein körperliches Hobby wie Sport tut da mit Sicherheit sein Gutes, um da eine Balance leichter hinzubekommen.
Aber, in dem Moment, wo ich doch völlig normal ein echtes Leben führe, steht es mir da nicht auch zu, in meiner Freizeitgestaltung eine Form der Zerstreuung zu suchen, wie sie mir am meisten zusagt? Und das, ohne schiefe Blicke?
Okay, ich werde philosophisch. Denkt aber mal ein paar Minuten oder auch länger drüber nach, ob man nicht einfach akzeptieren sollte, wie andere ihre Freizeit gestalten, auch wenn man das selbst nie so tun würde. Wünscht man ihnen Spaß dabei, oder lacht man sie aus? Ich würde sagen, das kommt darauf an, ob man sich mit Ihnen freut, dass Sie Freude daran haben, oder ob man es ihnen vermiesen will eben.
Dieses Kapitel bezieht sich aber nicht nur auf die Akzeptanz von virtuellem Nerdtum nach Außerhalb, sondern auch die vielen verschiedenen Spielarten innerhalb. Wobei ich immer noch den Begriff „Geek“ dem Begriff „Nerd“ vorziehe, auch wenn das nur eine kleine Nuance ist. Auf unserer Tour durch das Grid werdet Ihr viele Spielarten kennenlernen. Manches, was Euch bestimmt bekannt und „normal“ (was ist das überhaupt?) vorkommen wird wie z.B. Mittelalter-Rollenspiele, aber auch andere Dinge, bei denen Ihr Euch mit Sicherheit erst einmal angewidert umdrehen werdet. Denkt in diesem Moment bitte an das, was ich hier geschrieben habe! Es macht den Leuten Spaß. Punkt. Period. Dot. Es besteht natürlich die Gefahr, dass man sich aus der realen in die virtuelle Welt flieht, und in dem Moment wird und ist es gefährlich, keine Frage. Aber man muss auch ganz ehrlich sagen: Es sind die wenigsten, für die es gefährlich wird. Und das sind meistens Leute, bei denen das Medium egal ist für den Ausbruch einer solchen geistigen Krankheit. Denn nichts anderes ist das. Und wenn diese virtuelle Welt nicht bei demjenigen zum Ausbruch führt, dann wird das irgendetwas anderes tun. Insofern sollte man solche Dinge erstmal grundsätzlich akzeptieren. Vielleicht mit einem Schulterzucken und „Okay, wenns ihnen Spaß macht“. Vielleicht dann sogar noch neutral „Interessant, dass es sowas gibt“, was größtenteils mein Interesse daran beschreibt.
Setzt immer voraus: Die Leute machen das aus Spaß, sie machen es freiwillig (bis auf wenige Ausnahmen, Stichwort Hörigkeit, dazu komme ich später noch, aber das ist die absolute Riesenausnahme), sie machen es in entsprechend dafür vorgesehenen oder zumindest geeigneten Bereichen und belästigen Dritte meistens nicht damit (ja, es werden auch Dritte außerhalb belästigt, keine Frage, das aber nur von sehr wenigen, die natürlich leider nach außen stark auffallen, und daher unfairerweise ein schlechtes Licht auf die große Mehrheit der Nicht-Belästiger werfen, so wie überall), die Leute machen das mit anderen Leuten zusammen, welche die gleichen Interessen haben. Natürlich wird auch manchmal versucht, andere an etwas heranzubringen, klar. Ein freundlicher, nicht zu aufdringlicher Hinweis, dass es etwas gibt, was mich vielleicht interessieren könnte, ist dabei grundsätzlich erstmal etwas nett gemeintes und legitim. Sollte das natürlich aufdringlich oder penetrant werden, dann ist das ganz klar zu verurteilen. Aber grundsätzlich: Immer erstmal positiv denken. Im schlimmsten Falle lernt man etwas neues kennen, was man abhakt unter „Okay, gibts, aber nichts für mich.“
Entschuldigt bitte diesen wirklich philosophischen Exkurs, er war mir sehr wichtig, und ich werde mit Sicherheit noch einige Male darauf zurückkommen, um daran zu erinnern.
Aber setzen wir unsere Tour dort fort, wo wir das letzte Mal aufgehört haben: Nach der Avatargenerierung.
Man landet zuerst in ein paar futuristisch und funktionell gestalteten Räumen, die einem die Steuerung näher bringen. Dabei muss ich natürlich als alter Shooter-zKill0r sagen, dass das so ziemlich die beschissenste Bewegungssteuerung ist, die man sich vorstellen kann. Gelaufen wird nur asiatisch, also per Click auf den Boden, wo der Avatar hin soll, oder per WASD/Cursor-Tasten. Keine Maus. Wohingegen die Kamerasteuerung das beste ist, was ich je gesehen habe. Und das meine ich absolut ernst! Man kann mit etwas Übung beliebig mit der Kamera in der Gegend rumfliegen, und ich nutze das sehr häufig, z.B. um mich in großen Shops umzuschauen, statt wirklich mit dem Avatar per Tastatur durch die Gegend zu laufen. Dumm gelaufen, man kann eben nicht alles auf einmal haben.
Es ist jetzt nicht wirklich so, dass das Tutorial jemandem, der schonmal Computerspiele angespielt hat, viel neues erzählt. Allenfalls vielleicht Dinge wie „Taste F = Fliegen“, aber das war es auch. Immer noch kein Hinweis darauf, was einen erwartet.
Am Ende des Tutorials steht man in einer Kuppel mit kleinen Ausschnitten der Weltkarte und einem großen Hinweisschild, dass man die Orte- und Eventsuche ebenso wie den Reiseführer benutzen soll, um sein nächstes Ziel zu finden. Als größtmöglicher Schreck aller Leute in der Computerbrance mit Support-Job habe ich das natürlich nicht gemacht *sic* Aus irgendeinem Grund habe ich zuerst probiert, das „Home“-Symbol in der Menüleiste anzuklicken. Denn wie gesagt gestaltet sich der Viewer wie ein Webbrowser. Er hat Vor- und Zurück-Symbole, und natürlich auch einen Homebutton.
Das war natürlich eine grundsätzlich schlechte Idee, denn kurz darauf hatte ich ein Erlebnis wie am letzten Samstag vor heilig Abend beim Einkaufen in der Stadt: Voll, Geschreie, Hektik, Anrempler, ich denke, Ihr wisst, was ich meine. Am Anfang hat man natürlich als „Home“ einen von den Welcome-Hubs, wo natürlich die Post abgeht, denn man ist ja nicht der einzige, dessen Avatar gerade das Licht des Grids erblickt hat. Daher auch der Tip von mir: Sobald es geht einen neuen Ort für seinen Homebutton festlegen!
Aber nicht nur das: Es lauern natürlich auch die ersten Profitjäger auf einen. Dazu möchte ich zuerst gerne kurz einen Exkurs in die Währung auf dem Grid machen: Linden Dollar, oder kurz Lindens oder L$. Es ist zwar eine virtuelle Währung, aber dadurch, dass es einen Wechselkurs in harte Währung gibt, und das in beide Richtungen, kann man meiner Meinung nach hier mit gutem Gewissen von echtem Geld reden. Der derzeitige Wechselkurs in Euro beträgt etwa 320 L$ = 1 EUR.
Hier möchte ich auch gleich mit noch einem Vorurteil aufräumen: Nein, man kann mit SL nicht wirklich das große Geld machen. Es gibt Leute, die verdienen sich ein nettes Taschengeld, aber davon leben können wohl definitiv nur ganz wenige außer den Beschäftigten bei Linden Labs selbst. Ich hatte eine Erhebung gelesen, dass es in einem bestimmten Monat (ich weiß nicht mehr welcher) ganze 1300 Accountinhaber gab, deren Transaction Balance am Ende des Monats mit 1000 L$ oder mehr im Plus stand. Das sind… gute 3 Euro. Soviel zum Thema das Mördergeld verdienen. Diese Erhebung schließt natürlich nicht aus, dass es manche durchaus schaffen, davon leben zu können, aber das sind ganz bestimmt sehr sehr wenige.
Dabei ist selbstverständlich das Ding an sich grundsätzlich kostenlos, wie ich bereits gesagt habe. Nur manche Services kosten. Beispielsweise das Hochladen einer Textur, und damit z.B. eben ein Profilbild, kostet 10L$. Ebenso können sich natürlich User für bestimmte Dienste oder den Kauf von Objekten bezahlen lassen. Weit verbreitet ist auch das System von Tip Jars, also Trinkgeld-Gläsern. Die meisten Clubs zum Beispiel sind kostenlos, aber irgendwo steht immer mindestens ein Tip Jar in der Gegend. Oftmals sogar noch mehr: Eins vom DJ, eins vom Host des Abends, eins von der Vortänzerin/Vortänzer, eins vom Clubbesitzer. Je nach Gusto und Zufriedenheit kann und soll man da natürlich eine kleine Anerkennung reinwerfen. Man wird allerdings meistens auch nicht geköpft, wenn man es nicht tut. Eventuell mal nett persönlich darauf hingewiesen (automatisierte Hinweistexte darauf sind natürlich immer vorhanden), aber das ist die Ausnahme und ich finde es auch schon fast zu aufdringlich. Linden Dollar verdienen kann man sich auf verschiedene Arten und Weisen inworld: Es gibt Leute, die bezahlen dafür, wenn man längere Zeit ihr Land bevölkert. Das bringt denen Traffic und eine hohe Wertung in der Suchmaschine. Aber dieses sogenannte Campen bringt nicht wirklich viel. Viel bringt zum Beispiel, wenn man kreativ ist, designen kann, programmieren kann. Dann kann man Objekte erschaffen, die andere dann kaufen. Das bringt durchaus ansehnlich Kohle bei entsprechender Qualität. Oder man geht unter die Landverpächter, was allerdings ein großes Risikogeschäft ist. Ebenso gibt es natürlich klassische Jobs, so kann man Seminare abhalten oder eben als DJ, Sänger, was auch immer die Leute unterhalten.
Aber zurück zu meiner Rush Hour in der Welcome Area. Man wird ziemlich schnell mit sogenannten Freebies zugeworfen. Das sind kostenlose Objekte. Das kann Kleidung sein, Möbel, Avataraussehen, ganze Häuser und was weiß ich nicht noch alles. Es ist durchaus als Willkommensgruß zu sehen, und in den Beginnerhubs halten sich regelmäßig einige „ältere“ auf, welche diese Freebies vorhalten. Achten sollte man an dieser Stelle auf schwarze Schafe. Grundsätzlich durch das Annehmen von Objekten passiert natürlich nicht mehr, als dass das Inventar vollgemüllt wird (die Inventargröße ist übrigens unbegrenzt, und meins zählt derzeit um die 10.000 Objekte), aber in der Folge kann es fatale Folgen haben. Beispielsweise eine Armbanduhr. Man legt sie an und bekommt die Frage „Darf dieses Objekt auf Ihr Geld zugreifen?“ Der Newbie denkt sich nichts dabei, wird schon nichts schlimmes sein. Wenn er ein paar Tage später dann mal zu L$ kommt, eventuell weil er sich doch mal welche gegen harte Währung gewechselt hat, wird er sich ärgern, diese Frage mit „Ja“ beantwortet zu haben. Das passiert natürlich nicht bei jeder Armbanduhr, das war jetzt nur ein mögliches Beispiel. Daher, und ich benutze sonst de facto nie eine großartige Texthervorhebung in meinem Blog, daher nehmt das umso ernster, falls Ihr jemals mit SL anfangen solltet:
Schaut, was Ihr bestätigt, zulasst oder gebt! „Ich habe nicht genau gelesen“ ist keine Ausrede und schon gar keine Verantwortungsabgabe! Es geht um reales Geld!
So. Oder kurz: Selbst schuld, wer nicht liest. Das ist durchaus schwer, wenn man in den Anfängergebieten mit Freebies zugeworfen wird, da kommt ein Fenster nach dem anderen. Trotzdem: Zeit nehmen, richtig lesen. Man ist nicht auf der Flucht, es läuft keine Zeit ab.
Logischerweise gibt es auch ab und an ein paar Anfragen „Willst Du nicht Mitglied in meiner supertollen Gruppe werden?“, man wird mit Landmarken (das sind im Grunde Lesezeichen zu einer Location) zu Shops zugepflastert. Dabei meinen es tatsächlich die meisten gut und nehmen neue positiv auf, möchten, dass sie sich gleich wohl fühlen. Aber wie immer gibts die erwähnten schwarzen Schafe.
Eine Kategorie der schwarzen Schafe erschließt sich erstmal einem neuen nicht direkt. Zwischen den ganzen Inventaranfragen versteckt sich auch manchmal die Anfrage von Objekten, ob man eine Animation von diesen gestattet. Wenn es der Newbie überhaupt zwischen den ganzen anderen Fragen erkennt, wird er sich wahrscheinlich trotzdem nichts dabei denken, denn: Was kann an einer Animation schon so schlimm sein? In SL wird man oft auf einer Tanzfläche zum Tanz aufgefordert, dann erhält man die gleiche Einladung, dass eine Animaton abgespielt wird.
Grundsätzlich ist der Gedanke ja nicht falsch. Eine Animation kann eigentlich nicht viel schlimmeres als maximal schrecklich aussehen. Doch schauen wir mal, was jetzt mit dem Newbie hier passieren könnte:
Also der Newbie bestätigt die Anfrage. In diesem Moment springt der anfragende Avatar auf den Newbie los, reißt seinen Mund weit auf, es kommen blutige Vampirzähne aus dem Mund, der Avatar des Newbies schreckt zurück, doch er hat keine Chance gegen den übermächtigen Vampir, der ihn zu sich reißt. Seine Hauer bohren sich tiefer und tiefer in den Hals des armen Newbies, der nicht ganz so recht weiß, wie ihm geschieht. Völlig erschöpft sackt der Newbie zusammen, die Seele tritt aus dem Körper hervor und geht in den Vampir.
Zack bumm, Animation vorbei, alle stehen wieder, und der Newbie bekommt von dem gleichen Objekt, was ihn eben zu der Animation eingeladen hat, ein Objekt mit Bissspuren übergeben, das er anziehen kann, um am Avatar natürlich besagte Blutsaugerlöcher auftauchen zu lassen.
Coole Animation, wirklich, aber ein Riesenschreck erstmal. Grundsätzlich ist soeben nicht viel schlimmes passiert, außer dass der Newbie in eine Datenbank eingetragen wurde, dass der Vampir ihn gebissen hat, ein wenig Blut genuckelt und seine Seele genommen hat. Diese Datenbank ist erstmal grundsätzlich von einem Drittanbieter, dem Avatar ist also nichts in SL selbst passiert. Nur in dem Spiel des Drittanbieters, das eben eins von vielen Spielsystemen innerhalb von SL darstellt, da ist seine Menschlichkeit etwas abgesaugt worden und seine Seele befindet sich jetzt in sowas wie der Vorhölle (Limbo), bis er selbst an dem Spiel teilnimmt. Entgegen allem, was da draußen an Dummfug und Halbwissen durch die Gegend geistert: Nein, dem Spieler wurden keine Objekte, kein Geld geklaut, dem Avatar selbst ist nichts, aber auch gar nichts passiert, außer dass eine Animation abgespielt wurde. Wenn man keinen Bock auf das Spielsystem hat, ignoriert man das einfach, und macht ganz normal weiter. Ihr erinnert Euch an meine Unterscheidung zwischen Spiel und Simulation? Hier ist es der Fall. Second Life selbst bietet die Sandbox, die Physik. Keine Spielmechanik. Die wird durch das Spielsystem des Drittanbieters hineingebracht.
Ich gebe zu, ich habe der Dramatik wegen eben eines verschwiegen: Das, was ich soeben beschrieben habe, kann keinem Newbie mehr geschehen. Denn Linden Labs hat sich vor einiger Zeit mit besagtem Spielsystemanbieter darauf geeinigt, dass rein technisch erst Spieler ab dem 15. Tag nach der Geburt ihres Avatars damit behelligt werden können, es sei denn, sie interessieren sich von sich aus selbst für das Spielsystem und nehmen aus freien Stücken daran teil (sprich: Kaufen das entsprechende Starter Kit für Vampir oder Werwolf, siehe Bild). Aber auf dieses Spielsystem komme ich später noch wesentlich ausführlicher zu sprechen, da es eins der am weitest verbreitetsten ist, versprochen.
Es kann zwar von diesem Spielsystem nicht mehr passieren, dass Newbies attackiert werden, aber es gibt auch andere Spielsysteme, und die haben eventuell nicht diese Welpenschutzbeschränkung. Daher nochmal, aber versprochen das letzte Mal: TAKE CARE!
Puh, schon wieder so viel, und ich bin immer noch nicht aus dem Welcome-Hub herausgekommen. Zugegeben, ich erzähle ja auch einiges nebenher und nehme kleine Dinge vorweg, weil ich denke, dass sie an der Stelle besser passen.
Das nächste Mal kommen wir dann unter anderem zu einem dedizierten Frauen- und Keng-Thema: SHOPPEN! Oder: Der Weg von der grauen Maus zum einzigartigen Aussehen.